Ich bin ich,nicht perfekt,aber einzigartig.

23.11.14

Heimweh


Heute habe ich keinen guten Tag.Nein,überhaupt nicht.Woran es liegt,schlicht und ergreifend hat Pippi heute Heimweh,aber richtig.Irgendwann letzte Woche hatte ich mir überlegt,doch mal wieder nach Münster zu fahren und auch das Grab meiner Eltern zu besuchen.Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr dort.Es wurden zu viele Emotionen geweckt und es war für mich immer schrecklich auf dem Grabstein beide Namen zu lesen,es ist so endgültig.Nun dachte ich mir,Pippi bist mal mutig und stellst dich der Herausforderung.Gesagt,getan.Dann kam noch die Idee auf,angeregt von meinem Mann mich mit meinem Bruder zu treffen.Nach ein paar Chats und Telefonaten wurde auch das dingfest gemacht.Am Samstagmorgen saß ich also im Zug nach Münster.Es war ein schöner Morgen mit einem tollen Sonnenaufgang.Gegen 11.00 Uhr fuhr der Zug in den Bahnhof ein.Als ich aus dem Bahnhofsgebäude kam,war es plötzlich da,das Gefühl wieder zu Hause zu sein.Die Erinnerungen sprangen mich aus allen Ecken an.Es war nicht fremdes da,alles vertraut obwohl sich auch natürlich viel verändert hat.Die Straßen,Häuser,Plätze erzählen ihre Geschichten,Bilder schießen durch den Kopf,ach ja hier warst du zur Tanzschule,die Kneipe wo wir Karneval gefeiert haben,hier die Kirche wo geheiratet wurde usw. Tapfer gegen die Tränen ankämpfend ging es zum Markt.Der Dom erstrahlte in neuem Glanz,er wurde renoviert.Kurz entschlossen ging ich hinein.Innen war er genauso schön renoviert.Ich wandelte etwas umher,atmete die Frömmigkeit ein,die von ihm aus ging und zündete 2 Kerzen für unsere Familie an.Ich mag dies alten ehrwürdigen Kirchen,hier ist Gott wirklich spürbar.Auf dem Markt empfing mich ein Feuerwerk an Farben und Gerüchen.Diese Fülle und Auswahl an Blumen,Adventkränzen,Obst,Gemüse,Fisch,Fleisch,Käse,Brot und Gebäck,einfach herrlich.Ich fühlte mich wie im Schlaraffenland.Gemütlich schlenderte ich über den Markt und tätigte ein paar Einkäufe.Noch ein bisschen durch die Stadt geschlendert und dann traf ich mich mit meinem Bruder.Nachdem wir seine Frau abgeholt hatten und ich dort noch meinen Schinken und Mettwurst erstanden hatte;meine Schwägerin arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft an der Wursttheke; fuhren wir auf den Friedhof.Wir hielten uns dort nur kurz auf und es ging diesmal auch erstaunlich gut,ging es zu meinem Bruder nach Hause.Er wohnt seit einiger Zeit in einem kleinen Dörfchen außerhalb von Münster.Dort wurde ein gemütlicher Plausch bei Kaffee und Kuchen gehalten.Es wurden auch alte Erinnerungen ausgegraben,so nach dem Motto,damals weißt du noch.Es war ein sehr schöner Nachmittag.Mein Bruder und ich haben beschlossen dies zu wiederholen,nächstes Frühjahr wollen wir auf dem Grab unserer Eltern etwas umgestalten,damit es pflegeleichter wird.Um kurz nach 18.00 Uhr saß ich wieder im Zug nach Kassel.Ich muß sagen,ich bin nicht gerne gefahren und gemerkt,das ich in Kassel doch nicht heimisch geworden bin.Heute war ich dann richtig durch den Wind.Das war ja auch immer der Grund,warum ich nicht nach Münster fahren wollte,doch eine Lösung ist es auf Dauer nicht.Ich bin sogar froh,das ich gestern gefahren bin.Nun habe ich endgültige Klarheit und weiß in Kassel wohne ich zwar,ist aber nicht meine Heimat und wird es auch nicht werden.Jetzt werde ich mir überlegen,wie ich einen Kompromiss finde mit dem ich leben kann.

2 Kommentare:

  1. Ach Petra, ich kann deine Gedanken so gut nachvollziehen. Als erwachsene Person "nach Hause" zu kommen ist wirklich ein komisches Gefühl. Denn ist das zu Hause von früher. Es existiert noch im Kopf und im Herzen. Aktuell ist der Lebensmittelpunkt ein anderer.Und immer, wenn diese beiden Welten aufeinanderprallen, beutelt es einen, geht mir genauso. Ich musste schon recht jung "durch die Gegend ziehen" und für mich war das damals beinahe ein Weltuntergang. Dann habe ich Kinder bekommen und war mir bewußt, dass ich nun deren Zuhause gestalte. Und wieder musste ich durch quer durch Deutschland ziehen, nur diesmal auch noch mit zwei kleinen Mäusen, denen ich die Umstellung so leicht und angenehm wie möglich machen wollte. Ich bin damals fast daran kaputt gegangen. Wollte einerseits Stärke für meine Töchter zeigen und wäre andererseits am liebsten zu Fuß zurück in meinen Heimatort gelaufen. Ich weiss nicht, wie man mit so etwas umgehen kann. Es gibt Menschen, denen solche krassen Ortswechsel Spaß machen und die es als Abenteuer empfinden. Und es gibt welche wie dich und mich, die das alles viel schwerer nehmen. Heute kann ich sagen, nach fast dreißig Jahren weg vom Heimatort so ganz langsam anfange, die Situation zu akzeptieren und sogar zu genießen. Aus aktueller Sicht könnte ich mir nicht mehr vorstellen, dort zu leben. Aber das hat wirklich lange gedauert...
    Ganz liebe Grüße
    Eva

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  2. Liebe Eva,
    danke für deine lieben Worte.
    LG Pippi

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