Der Mai ,das schöne Wetter und die aufblühende Natur rufen förmlich nach Bewegung.Mein lieber Mann und ich dachten genauso und machten unser kinderfreies Wochenende zu einem Wanderwochenende.Am 01.Mai wurde zum "Warmlaufen" nur ein kurzer Spaziergang an unserer schönen Fulda und im Bugagelände gemacht.Samstag und Sonntag ging es dann richtig los.Ich hatte ja schon mal berichtet das wir hier in Kassel einen Panaromawanderweg haben den "Kassel Steig" der zum 1100jährigen Jubiläum vom Hessisch-Waldeckischen Gebirgsverein für das Geburtstagskind ,die Stadt Kassel; konzipiert wurde.Er ist 160 km lang und verbindet verschiedene Gemeinden rund um das Kassler Becken mit einander.Die einzelnen Etappen können auch geteilt werden,es gibt immer einen Hinweis,wo man aussteigen kann.Die Länge der einzelnen Etappen beträgt zwischen 8 und 16 km.Einige haben wir schon erwandert,darüber habe ich auch schon geschrieben.Dieses Wochenende stand nun die Etappe W 4 auf dem Programm,von Fuldatal-Rothenwesten nach Landwehrhagen.Nach einem gemütlichen Frühstück ging es bei strahlendem Sonnenschein los.Unser Ausgangspunkt war gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen,nur sind wir leider ein paar Haltestellen zu früh ausgestiegen,statt wie beschrieben Raiffeisenbank,verliessen den Bus an der Haltestelle Raiffeisenstraße und das auch noch in Fuldatal-Simmershausen statt in Rothenwesten.Nun hieß es entweder eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten oder laufen.Wir entschieden uns fürs laufen und somit eine Erweiterung unserer Wanderung von 2,7 km.Mein lieber Mann ist ein wunderbarer Kartenleser;zum Glück; und somit trabten wir los.Es ging wie sollte es anders sein stetig bergrauf,doch durch eine traumhafte schöne Landschaft und irgendwann erreichten wir unseren eigentlichen Startpunkt.Ehrlich gesagt,war ich da schon etwas geschafft,aber nützt nichts weiter geht es.Unser Weg führte erstmal durch die Siedlung,bis wir dann aufeinmal nur noch Natur pur um uns hatten.Der Kassel Steig führt oft an Sehenswürdigkeiten oder Besonderheiten entlang so auch heute.Als wir in einen Feldweg eingebogen waren ,lag vor uns eine wunderschöne Allee mit uralten Eichen,die auch schon von den Landgrafen und Fürsten mit der Postkutsche befahren wurde.Linker Hand dieser Allee liegt hinter einem schmiedeeisernen Tor ein Friedhof,es ist der Familienfriedhof des alten Adelsgeschlechts von Malsburg,sie gehören zum niederhessischen Uradel.Der Friedhof wird heute noch genutzt.Bis jetzt verlief die Wanderung nach Plan,bis auf eine kleine Meditationschleife.So ein Spaßvogel hatte einen Zettel wegen irgendeiner vermissten Katze oder Hund oder was weiß ich über die Markierung des Kasselsteig geklebt und wir haben die Abzweigung verpasst.Doch das haben wir schnell gemerkt und konnten rechtzeitig umkehren.
Weiter ging es durch Wald,Feld und Flur,natürlich bergrauf und bergrunter.Es war schon anstrengend für mich,doch die herrliche Landschaft entschädigt einen dafür.So langsam formte sich der Gedanke in meinem Kopf,wie ich denn die ganze Tour schaffen soll.Mein Mann kann,glaube ich Gedanken lesen und meinte,wir müssen ja nicht heute die ganze Tour machen.Ich sagte,schauen wir mal.Nachdem wir auf die Hochfläche "dicker Kopf" raufgekraxelt waren,ging es natürlich auch wieder runter und das ziemlich steil.Das ging mir ganz schön an die Substanz.Wir waren mittlerweile wieder in einer Siedlung angelangt und trafen dort auf einen sehr netten,älteren Herren.Mit ihm sind wir ins Gespräch gekommen und er meinte die restliche Strecke bis Landwehrhagen wäre nicht so steil,ähnlich wie hier.Ich dachte nur,ok?;f
ür mich waren das gefühlte 10% Gefälle bzw.Steigung.Da beschlossen wir endgültig,es geht nur bis Wahnhausen Schleuse.Der restliche Weg bis dahin ging nochmal durch einen schönen,dichten Buchenwald.Als wir aus dem Wald kamen bot sich uns ein schöner Anblick,die Fulda und unser Tagesziel,die Schleuse Wahnhausen.Kurz auf einer Bank verschnauft,nach einer Busverbindung im Internet(dank Smartphone) geschaut und dann ging es nochmal sehr steil einen Wiesenweg den Hang hinunter.Bis der Bus kam,wurde erstmal etwas getrunken und eine Banane verspiesen.Dann ging es müde,mit schweren Beinen aber glücklich und stolz nach Hause.Länge dieser Tour ca. 9 km.
Sonntag folgte dann Teil 2 der Etappe W 4.Ausgangspunkt war diesmal die Schleuse.
Es ging sofort in ein Waldstück steil hinauf und der Weg war auch ziemlich uneben.Ich dachte so bei mir;"das geht ja gut los."Oben angekommen,war ich ziemlich aus der Puste.Es wurde wieder mal eine kleine Meditationschleife eingelegt,es sollte nicht die letzte sein.Unser Weg führte uns überwiegend durch einen sehr schönen Buchenwald mit sehr alten Bäumen.Herrlich an zu schauen,dieses frische Grün.Der Wald gehört zum Naturpark Münden,der sich von der Grenze Hessens Richtung Norden über den Kaufunger Wald und den Bramwald bis zum Dransfelder Stadtwald südlich von Göttingen sowie zwischen Weser und Leine erstreckt.Nachdem wir eine Weile so vor uns hin gewandert waren,standen wir plötzlich vor einer echten Herausforderung(es war nicht die letzte auf dieser Wanderung).Der Weg führte ziemlich steil bergab und als ob das nicht schon reichen würde,versperrten uns mehre umgestürzt Bäume den Weg.Umkehren wollten wir auch nicht,somit bahnten wir uns einen Weg durch das Dickdicht,über,neben und unter den Bäumen hindurch.Eine echte Kraftanstrengung.
Irgendwann waren wir unten angelangt.Der Weg nach links durch die Unterführung geht nach Speele,doch wir überquerten den Bach und setzen unsere Wanderung fort.Natürlich ging es nun wieder stetig nach oben.
Am Wegesrand machte uns ein Schild darauf aufmerksam,das hier zu Versuchszwecken eine Mammutbaum gepflanzt wurde.Sie haben ihre Heimat im Westen Amerikas,wachsen 4 mal so schnell wie Fichten und werden bis zu 100 m hoch.Dieser hat somit noch einen weiten Weg vor sich.Doch auch hier im kühlen Klima von Nordhessen gedeihen sie gut,wie man sieht
Unser Weg geht immer noch weiter nach oben.Nachdem wir eine ganze Weile gelaufen waren,wollten unsere Beine eine kleine Pause haben.Ein paar gefällte Bäume luden zu einer Rast ein und wir konnten uns ein wenig erholen,etwas trinken und die obligatorische Banane essen.
So gestärkt ging es frischen Mutes weiter.Mal eben eine kleine Meditationschleife eingebaut und weiter geht es.Unsere Wanderung führte uns immer noch durch dichten Wald,sehr verwunschen und idyllisch.Am Wegesrand stehen historische Grenzsteine,die die frührere Grenze zwischen Speele auf der linken und Landwehrhagen auf der rechten Seite markieren.Noch eine Besonderheit finden wir auf der linke Seite unseres Weges,das Reetzgehege.Es ist ein Ruheplatzvon einer mächtigen Eiche umgeben,das 1927 zum Dank an dem im Forstamt Landwehrhagen tätigen Förster Reetz angelegt wurde,als dieser nach 30 Jahren aus dem Forstdienst ausschied.
Dann müssen wir den Forstweg verlassen und biegen in dunkles Waldstück ein.Bergab führt uns ein schmaler Pfad in das obere Ickelsbachtal.Das schluchtartige Tal ist ganz romantisch und verwunschen.Hier könnte auch das Märchen "Hänsel und Gretel" oder "Rotkäppchen und der Wolf"
spielen.Der Weg hat es in sich,ist ziemlich feucht und man muß gut aufpassen,das man nicht ausrutscht.Die Brücke,die wir überqueren müssen,ist ebenfalls etwas wackelig.Doch die nächste Härteprüfung wartet noch auf uns.Als wir die Brücke überquert haben,liegt der Weg steil vor uns.Seufzend mache ich mich an den Aufstieg.Plötzlich versperren wieder riesige umgestürzte oder gefällte Bäume,meist Nadelbäume uns den Weg.Mühsam bahnen wir uns unseren Weg,es ist nicht schön.Immer noch geht es auch noch steil bergrauf.Kurz vor dem Waldrand flattert ein rot-weißes Absperrband.Oh nein,denke ich,was ist da los?Ich hoffe,das wir nicht den ganzen Weg wieder zurück müssen.Oben angelangt,Entwarnung,es geht weiter,es war wohl nur eine Warnung,das der Weg wohl zu schlecht war und eigentlich nicht betreten werden sollte.Davon war unten leider nichts zu sehen,naja egal wir haben es ja geschafft.
Als wir dann endlich den Waldrand erreichten konnten wir vor uns schon die ersten Häuser von Landwehrhagen erblicken und uns wieder an einem schönen Rundblick in die nähere Umgebung erfreuen.Sogar Kassel war ganz schwach zu erkennen.Da es am Sonntag wolkig war,hatten wir keine gute Fernsicht.Nun noch die letzten Kraftreserven mobilisieren und die letzten Meter bis zur Haltestelle gelaufen,dann war der 2. Teil der Wanderung geschafft.Es war wieder sehr interessant mit einer wunderschönen Landschaft,nur ziemlich anstrengend.Die Entscheidung diese Etappe in 2 Tagen zu absolvieren war goldrichtig,Samstag hätte ich diesen Teil nicht mehr bewältigt.Insgesamt war es ein super Wochenende,es hat viel Spaß gemacht und ich habe gemerkt in was für einer schönen Umgebung wir doch wohnen,trotz der Berge.Ich bin an diesem Wochenende ein paar Mal an meine Grenzen gekommen,doch ich habe sie überwunden und bin stolz wie Bolle,was ich und meine "alten,morschen" Knochen und Gelenke so geleistet haben.Auf jeden Fall werden die restlichen Etappen auch noch abgelaufen.Länge dieser Tour ca. 7 km